So herrlich romantisch finden wir alle die Postkarten mit den alten, verrosteten kubanischen Autos oder felltragenden wandernden Nomaden, die nur das Nötigste zum Leben besitzen. Gleichzeitig kauert der Deutsche Michel in seiner muffigen Mietwohnung und sehnt sich nach mehr Einfachheit.
Einfacher im Sinne von weniger Arbeit ist das Leben auf Rädern sicherlich nicht. Der erste Haufen Arbeit fällt beim Bau des kleinen Zuhauses an. Und auch das alltägliche Leben meistert sich natürlich nicht von allein. Nicht zuletzt die Standplatzthematik ist ein nervenaufreibendes Thema. Innerhalb der Stadt sind Freiflächen eigentlich nur vorübergehend und nach viel Verhandlungskunst und Überzeugungsarbeit zu haben. Der ganze Einsatz zahlt sich aber aus.
Anders als manche Studenten, die hier mangels Wohnraum die ersten Semester im Hotel leben, oder Pendler, die täglich mehrere Stunden unterwegs sind, haben die Bewohner der Olga ein Leben, das hier in München kaum bodenständiger aussehen könnte. Hier erlangen Grundbedürfnisse ihre ursprüngliche Bedeutung wieder. Fließendes Wasser, Wärme und Stromversorgung sind nicht Gottgegeben. Auch das Waschen, Abwasser und Müll sind ein Thema und erfordern wohlüberlegte Vorausplanung. So ein Leben ist sicher nichts für jeden, zumal die meisten schlichtweg keine Zeit haben, sich um all dies selbst zu kümmern. Doch wer in seinem Leben eine gewisse Bodenständigkeit vermisst, findet sie vielleicht genau durch diese Lebensweise wieder.